Yoga mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen
- ann-christinbehren
- 6. Juni 2024
- 3 Min. Lesezeit
Ein kleiner praktischer Leitfaden für Yogalehrer:innen und Pädagog:innen
In einer Welt, in der viele Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert sind, kann Yoga als kraftvolles Werkzeug dienen, um traumasensibles Bewusstsein zu fördern. Dieser Artikel richtet sich an Yogalehrer:innen, die ihre Praxis für traumatisierte Kinder und Jugendliche ausbauen wollen, sowie an Pädagog:innen, die mehr darüber erfahren möchten, wie Yoga in schulischen Kontexten eingesetzt werden kann.
Bevor wir uns der Rolle des Yoga in der Traumatherapie zuwenden, ist es wichtig, das Wesen von Trauma zu verstehen. Traumatische Erfahrungen können das emotionale Gleichgewicht stark beeinträchtigen und verschiedene Symptome wie Ängste, Stress und dissoziative Zustände auslösen. Und wie spielt der Yoga nun eine Rolle darin?
Yoga schafft einen sicheren Raum, in dem sich traumatisierte Kinder und Jugendliche geborgen fühlen können. Die bewusste Verbindung von Atemübungen, sanften Asanas und Meditation ermöglicht es, die Kontrolle über den eigenen Körper zurückzugewinnen und einen Raum für Selbstausdruck und Selbstwahrnehmung zu öffnen.
Die Praxis von Achtsamkeit im Yoga unterstützt die Entwicklung von Selbstregulation. Kinder und Jugendliche lernen, auf ihre Gefühle und Bedürfnisse achtsam zu reagieren, was einen wichtigen Schritt in Richtung emotionaler Stabilität und innerer Balance darstellt.

Yoga fördert ein positives Körperbewusstsein und unterstützt die Entwicklung von Selbstakzeptanz. Durch sanfte Bewegungen und das bewusste Erleben des eigenen Körpers lernen traumatisierte junge Menschen, wieder Vertrauen zu ihrem Körper aufzubauen und sich in ihrer Haut wohlzufühlen.
Die spielerische Integration von Yoga in therapeutische Ansätze schafft eine positive Verbindung und hilft dabei, eine angstfreie Umgebung zu schaffen. Spiele, die Atmung, Bewegung und Achtsamkeit kombinieren, ermöglichen den Kindern und Jugendlichen, die Freude am Moment zu entdecken.
Yogaklassen bieten eine Gemeinschaft, in der traumatisierte Kinder und Jugendliche sich akzeptiert und unterstützt fühlen. Die Gruppendynamik kann eine zusätzliche Ebene der sozialen Unterstützung bieten, die entscheidend für die Heilung ist. Jeder Mensch ist einzigartig, und das gilt auch für traumatisierte Kinder und Jugendliche. Yoga kann individuell angepasst werden, um auf die spezifischen Bedürfnisse und Grenzen jedes Einzelnen einzugehen.
Traumasensibles Yoga verstehen:
Traumasensibles Yoga ist eine einfühlsame Herangehensweise, die darauf abzielt, einen sicheren Raum zu schaffen und die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen mit traumatischen Erfahrungen zu berücksichtigen. Yogalehrer:innen und Pädagog:innen sollten sich bewusst sein, wie sie ihre Praxis anpassen können, um eine unterstützende Umgebung zu schaffen.
Altersspezifische Ansätze:
a) Kinder im Grundschulalter: Für jüngere Kinder liegt der Fokus auf spielerischen Ansätzen und kreativen Bewegungen. Geschichten und Fantasiereisen können integriert werden, um eine positive Verbindung zum Yoga herzustellen.
b) Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren: Bei älteren Jugendlichen betont die Praxis den Selbstausdruck und Empowerment. Hier können Meditation und Atemübungen als Mittel zur Stressbewältigung integriert werden.
Triggervermeidung und Unterstützung:
Die Auswahl von ätherischen Ölen kann genutzt werden, um eine unterstützende Atmosphäre zu schaffen. Dies kann jedoch dazu beitragen, triggernde Gerüche zu verstärken oder - nach genauer Absprache - gezielt einzusetzen, um eine positive Verbindung herzustellen.

Traumapädagogik in der Yogapraxis:
Die Integration von traumapädagogischen Ansätzen in die Yoga-Praxis schafft eine ganzheitliche und unterstützende Erfahrung. Die Berücksichtigung von individuellen Bedürfnissen und eine einfühlsame Herangehensweise sind hier von zentraler Bedeutung.
Fazit
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Yogalehrer:innen und Pädagog:innen durch traumasensibles Yoga eine sichere Umgebung schaffen können, in der Kinder und Jugendliche mit traumatischen Erfahrungen positive Veränderungen erfahren können. Die kontinuierliche Auseinandersetzung mit diesen Ansätzen wird dazu beitragen, eine umfassende Unterstützung in Bildungseinrichtungen und Yogastudios zu etablieren.
Es ist wichtig, als Yogalehrer:in oder Pädagog:in auf Anzeichen von Traumareaktionen zu achten. Sensibilität und einfühlsame Reaktionen können dazu beitragen, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und einen sicheren Raum zu gewährleisten.
Literaturempfehlungen:
Angela Dunemann, Regina Weiser, Joachim Pfahl - Traumasensibles Yoga – TSY. Posttraumatisches Wachstum und Entwicklung von Selbstmitgefühl
Dagmar Härle - Yoga traumasensitiv unterrichten
Dagmar Härle - Körperorientierte Trauamatherapie - Sanfte Heilung mit traumasensitivem Yoga
Dagmar Härle - Praxisbuch Traumasensitives Yoga. Über die heilende Wirkung von Yoga bei komplexen Traumata.
Dagmar Härle - Traumasensitives Yoga für Kinder. TSY als Zusatzqualifikation für Traumarbeit mit Kindern
Yamasaki, Zahabiyah A - Trauma-Informed Yoga Flip Chart. A Teaching Tool for Healing Professionals
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