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Weißer Salbei und Palo Santo: Zwischen Spiritualität und kultureller Aneignung

Schaut man in die spirituelle Szene (oder auch Bubble) auf Instagram, TikTok, aber auch in Magazine wie Vogue, Flow und andere, so taucht eine "Reinigungstradition" immer wieder auf: Das Reinigen von Räumen und Emotionen mit weißem Salbei und Palo Santo.


In diesem Blogbeitrag wollen wir kritisch auf diese Tradition und das damit verbundene Ritual schauen, die vorrangig in der Yoga-Szene und auch der spirituellen Szene von weißen, meist sehr privilegierten Menschen praktiziert wird, ohne das der (spirituelle, historische und kolonialistische) Hintergrund von weißen Salbei und Palo Santo eingebunden wird.


Was ist eigentlich weißer Salbei?

Der Weiße Salbei (Salvia apiana) ist ebenso unter den Namen Indigener Salbei oder Räuchersalbei bekannt und gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Er gilt wie der echte Salbei (Salvia officinalis) als Heilpflanze und ist im Nordwesten Mexikos und Südwesten der USA beheimatet. Mittlerweile ist der Räuchersalbei auf der ganzen Welt verbreitet.

Die immergrüne, mehrjährige, größtenteils krautige Pflanze wächst als Halbstrauch und kann bis zu 1,3 m hoch werden. Die 4 bis 8 cm langen Blätter sind lanzettlich geformt und dicht mit weißen Haaren, streng genommen Trichomen, überzogen, die der Pflanze ihren Namen verleihen. An den aufrechten, rotbraunen Stängeln stehen die bizarr geformten Blüten in Rispen zusammen. Die Salbeiblüten sind weiß bis violett und die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni. Die Blüten locken auch zahlreiche Insekten an, vor allem Honigbienen und Holzbienen finden die weißen Lippenblüten sehr attraktiv. Der intensiv duftende Pflanzensaft verströmt einen herben, harzigen Geruch, weshalb die Pflanze gerne zum Räuchern verwendet wird. (Quelle: Plantura Magazin)


Und was ist Palo Santo?

Palo Santo ist ein aromatisches Holz, das aus dem südamerikanischen Raum stammt, hauptsächlich aus Peru, Ecuador und Teilen von Mexiko. Der botanische Name ist Bursera graveolens.

Der Begriff "Palo Santo" bedeutet auf Spanisch "heiliges Holz" oder "heiliger Stab".


Palo Santo wird oft für rituelle Reinigungspraktiken und spirituelle Zwecke verwendet. Ähnlich wie weißer Salbei hat es eine lange Geschichte in den traditionellen Heilpraktiken indigener Völker in Südamerika. Das Holz wird verbrannt, und der entstehende Rauch wird für Reinigungs- und Räucherzeremonien genutzt, um negative Energien zu vertreiben und positive Energien zu fördern.


Die Verwendung von Palo Santo hat in den letzten Jahren auch in anderen Teilen der Welt zugenommen, insbesondere in spirituellen und esoterischen Kreisen. Es wird oft als Alternative zum Räuchern von weißem Salbei betrachtet, da es als nachhaltigere Option gilt. (Quelle: Utopia)


Umgang mit weißem Salbei und Palo Santo

In vielen Fällen wird das Räuchern von weißem Salbei und Palo Santo ohne angemessene kulturelle Sensibilität oder Verständnis für die spirituellen Traditionen der Native American Völker praktiziert.


Oftmals wird der rituelle Kontext und die Bedeutung des Räucherns von weißem Salbei nicht respektiert, und die Praxis wird auf eine oberflächliche Weise übernommen, ohne die tieferen kulturellen Wurzeln zu verstehen. Dies kann als Form der kulturellen Aneignung betrachtet werden, da die heilige Bedeutung des Salbeiräucherns aus dem Kontext gerissen und kommerzialisiert wird.


Es ist wichtig zu betonen, dass diese Kritik nicht gegen das Räuchern an sich gerichtet ist, sondern für die respektlose Aneignung kultureller Praktiken. Menschen, die sich für das Räuchern von weißem Salbei interessieren, sollten sich bewusst sein, dass es mehr ist, als nur ein Duft oder eine Modeerscheinung. Es hat eine tiefgreifende spirituelle und kulturelle Bedeutung, die mit Respekt und Achtsamkeit behandelt werden sollte. (Quelle).

Um diesem Missverständnis entgegenzuwirken, ist Aufklärung entscheidend. Es wäre hilfreich, wenn die Yogaszene und andere spirituelle Gemeinschaften sich bewusst über die Herkunft und Bedeutung des weißen Salbeis informieren würden und sicherstellen, dass die Praxis in einem respektvollen und authentischen Kontext stattfindet. Dies könnte durch Workshops oder den Austausch mit Vertreter:innen der betroffenen Kulturen erreicht werden.


Das Räuchern von weißem Salbei hat tiefe kulturelle Wurzeln in indigenen Gemeinschaften, insbesondere bei den indigenen Völkern. Es wird traditionell für spirituelle Reinigungsrituale verwendet. Die Bedenken bezüglich kultureller Aneignung entstehen, wenn Menschen außerhalb dieser indigenen Gemeinschaften diese Praktiken ohne angemessene Achtung, Verständnis oder Genehmigung übernehmen (Svenja Gräfen: Radikale Selbstfürsorge jetzt).


In vielen Fällen wird weißer Salbei kommerziell ohne Berücksichtigung der spirituellen und kulturellen Bedeutung verkauft, was als Respektlosigkeit gegenüber den indigenen Gemeinschaften wahrgenommen werden kann. Zudem wird die Praxis manchmal entfremdet und aus dem spirituellen Kontext gerissen, was als problematisch betrachtet wird.


Es ist wichtig, achtsam und respektvoll mit den Traditionen anderer Kulturen umzugehen, um keine kulturelle Aneignung zu unterstützen. Falls du dich für das Räuchern von weißem Salbei interessierst, könntest du in Erwägung ziehen, dich über die kulturellen Hintergründe zu informieren, die Praxis zu respektieren und gegebenenfalls alternative Pflanzen für Räucherungen zu verwenden. (Svenja Gräfen: Radikale Selbstfürsorge jetzt)


Fazit

Ich habe selbst noch nie mit einem der beiden Räuchermethoden geräuchert, da es mich sehr irritiert hat und auch verunsichert hat, was ein kulturell respektvoller Umgang damit ist. Diese Frage treibt mich immer noch um, ebenso wie der Umgang und meine Haltung zu kulturelle Aneignung im Yoga.


Wenn du als Yogalehrer:in solche Praktiken in deine Unterrichtsstunden einbeziehen möchtest, könnte es hilfreich sein, dies mit einer Erklärung zu versehen, die das kulturelle Erbe respektvoll würdigt und die Absicht hinter der Praxis klar kommuniziert.

 
 
 

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